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Die Ganzheit der Pflanze

„Die Naturwissenschaft hat schon recht mit dem, was sie sagt, sie hat aber unrecht mit dem, was sie verschweigt.“ (Carl Friedrich von Weizsäcker)

Wir sind heute gewohnt, von der Spagyrik mal abgesehen, die Pflanzen aus grob- und feinstofflichen Gesichtspunkten zu sehen und auch so therapeutisch einzusetzen. Dies war nicht immer so. Befassen wir uns mit den Werken der Hildegard von Bingen, so stellen wir fest, dass ihre Rezepturen aus rein pharmakologischer Sicht häufig nur wenig Sinn ergeben, da das Subtile wahrscheinlich eine Rolle spielt.

Diese ganzheitliche Auffassung ist im Laufe der wissenschaftlichen Geschichte immer mehr reduziert und scharf abgegrenzt worden. So gelang es 1805 dem deutschen Apotheker Friedrich Sertürner (1783-1841) aus Opium das „schlafmachende Prinzip“ zu isolieren, dem er dann 1817 den Namen „Morphin“ gab. Mit dem Gedanken des Pflanzenwirkstoffs setzte aber auch gleichzeitig das Dilemma ein, was der Pharmakologe Dr. Willem Daems wie folgt beschreibt:

„Von nun an galt eine Pflanze nur dann als Heilpflanze, wenn man in ihr ganz bestimmte, chemisch definierbare und isolierbare Stoffe feststellte, welche für die nachgesagte Heilwirkung verantwortlich gemacht werden konnten. Obwohl dies ein Trugschluss war, lag die konsequente Haltung nahe, dass nur noch diese nachweisbaren Stoffe wichtig, alles andere unwesentlich sei.“

Dieser Reduktionismus stellt die Heilpflanze nur noch als chemische Formel oder Zahl dar, wie es das nächste Beispiel des Enzians zeigt. Von der Antike bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fand eine vollständige Beurteilung der Wesensqualität dieser Pflanze statt. Dann kam die erste Reduktion auf die bitteren Extraktivstoffe, auf die 1830 die zweite auf den Wirkstoff „Gentianin“ folgte. Die dritte Phase war die Reduktion auf Stoffe wie u.a. „Gentiopikrin“ und „Amarogentin“ und als Letztes die Bestimmung des Bitterwertes als nackte Zahl.

Es drängen sich förmlich die folgenden Zeilen aus Goethes „Faust“ auf:

„Wer will was Lebendiges erkennen und beschreiben,
sucht erst den Geist herauszutreiben;
dann hat er die Teile in der Hand,
fehlt, leider! nur das geistige Band.“

Welche Kapriolen diese Reduktionsdenkungsweise schlagen kann, zeigt die kurzfristige Rezeptpflicht vom Huflattich (Tussilago farfara) vor ein paar Jahren. In manchen Provinzen enthält diese Pflanze Spuren von Pyrrolizidin-Alkaloiden, welche in hohen Dosen hepato-toxische, genotoxische und karzinogene Effekte aufweisen. Nach dem Bekanntwerden eines Säuglingtodes kurz nach der Geburt an Leberzirrhose und der Angabe der Mutter, täglich in der Schwangerschaft eine (!) Tasse Huflattichtee getrunken zu haben, kam die Pflanze vom Markt. Allerdings konnte die Toxikationsanschuldigung bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht aufrecht erhalten werden, so dass die Rezeptpflicht wieder aufgehoben wurde.

Die Ganzheit einer Pflanze umfaßt weitaus mehr. Anhand der Grafik und der folgenden Zeilen soll der Versuch unternommen werden, dass Allumfassende aufzuzeigen. Wenden wir uns den Inhaltsstoffen zu:

Sie sind die pharmakologisch aktiven Substanzen und stellen die naturwissenschaftliche Seite dar. Diese Wirkstoffe arbeiten untereinander entweder additiv, synergistisch oder antagonistisch. Sie treten in der Begleitung von Precursoren und Coeffektoren auf. Unter Precursoren versteht man enzymatisch aktivierte Prozesse, die erst durch die Trocknung oder Quetschung der Pflanze freigesetzt werden. Sie sind in der Frischpflanze inaktiv vorhanden und können erst in der weiteren Verarbeitung wirksam werden. Für jeden nachvollziehbar wird es beim Unterschied von Gras und Heu. Coeffektoren sind pharmakologisch nicht aktive Substanzen, die als Resorptionsbeschleuniger im Dünndarm wirken. Sie forcieren einen rascheren Ablauf der Aufnahmefähigkeit des Körpers.

Zur Ganzheit einer Pflanze gehört ihre informative. Der Schweizer Pharmakologe Dr. Roger Kalbermatten definiert diese wie folgt:

„In frischen Arzneimitteln liegen die Informationen in einem latenten, biologisch nicht aktivem Zustand vor. Die Entfaltung der Information ist von der Anwendung spezifischer Prozesse abhängig.“

Eine Möglichkeit der Entfaltung ist die homöopathische Verdünnung und Verschüttelung. Andere Methoden zur Lösung der Information aus der Pflanze sind die Sonnen- und Kochmethode des Dr. Edward Bach oder das Absammeln der Tautropfen von Blüten und Blättern, mit dem unter anderem Paracelsus gearbeitet hat.

Die Information scheint nicht nur lineal, sondern auch kausal zu sehen sein, denn je nach Entfaltungsverfahren bekommen wir aus ein und der selben Pflanze andere Mitteilungen. Aus diesem Grund sind Homöopathie und Bach-Blüten-Therapie, beides Informationstherapien, bis auf wenige Ausnahmen mit Annäherung, bei gleichem Gewächs im Geist- und Gemütssektor nicht identisch. Bei der Homöopathie liegt wieder ein indirekte Abhängigkeit von den Inhaltsstoffen vor, denn es handelt sich um eine Art negative Toxikologie: Das, was im Grobstofflichen bei einer gewissen Dosis Vergiftungserscheinungen zeigt, kann im Feinstofflichen bei ähnlichen Beschwerden angewendet werden. Die Latenz der Information scheint unendlich zu sein, denn sonst wäre ein stetig weiteres Aufpotenzieren nicht möglich.

Der dritte Baustein besteht aus ätherischen Ölen, den psycho-neuro-endokrinischen Stimulantien. Der Arzt und Zahnarzt Dr. Hermann Karsten beschreibt sie als „kleinste, subtile Teilchen stofflicher Herkunft, die schon im Begriff sind, in die geistige Welt überzuwechseln.“ Bei Hildegard von Bingen ist nachzulesen: „Die Augen sind die Wege des Menschen, die Nase ist sein Verstand.“ Ätherische Öle bestehen aus flüchtigen und nicht flüchtigen Bestandteilen, wobei letztere wieder in der Kombination mit Precursoren auftreten.

Wirkstoffe, Information und Aromen wirken als Synergismus. Organisch und funktionell arbeiten alle drei Faktoren mit gleicher Spezifität und Richtung, Unterschiede sind lediglich im psychischen Wirkprofil festzustellen.So ist die Gabe von Wirkstoff und Information eindeutig als synergistisch zu sehen, beispielsweise Crataegus als Phytotherapeuticum in der Kombination mit Crataegus in homöopathisierter Form, etwa D6. Wie im ersten Satz diese Artikels schon erwähnt, kommt die Spagyrik diesem Ganzheitsprinzip der Pflanze sehr nahe. Hier werden Information, flüchtige Aromastoffe und Mineralstoffe, stellvertretend für Inhaltstoffe, Information und Aroma zusammengefasst und können in einer gewissen Weise als Erweiterung von Phytotherapie und Homöopathie gesehen werden.

Ganzheitliche Pflanzentherapie heißt also Bewahren und Entfalten. Dies setzt eine hohe Qualität des zu verarbeitenden Materials voraus, das heißt Pflanzen aus kontrolliert ökologischem Anbau oder von ausgesuchten Wildstandorten und Ernte bei optimalem Entwicklungsstadium. Weiterhin eine schonende Verarbeitung, kein Erhitzen, keine Oxidation und ein schonendes Öffnen der Zellen, um Freisetzung und Kombination von Precursoren zu ermöglichen, sowie das Abschirmen vor elektromagnetischen Feldernder Industriemaschinen. Dies geschieht in den neu entwickelten Alcea-Mühlen, wo frisches Pflanzenmaterial mit Alkohol und Wasser verrieben und rhythmisch vermengt wird. Hierbei wird das Wirkstoffgefüge der frischen Arzneipflanze vollständig bewahrt, da thermische und oxidative Abbaureaktionen sowie die Verflüchtigung ätherischer Öle ausgeschlossen sind. Die latenten Arzneikräfte der frischen Heilpflanze werden durch die Verreibung und rhythmische Bewegung freigelegt. Das Ergebnis ist eine Urtinktur, in der alle Wirkungsmechanismen der Pflanze aktiviert sind und dementsprechend eine Kombination aus Inhaltstoff-, Information- und Aromatherapie darstellt. Dieses Verfahren soll und kann die reine Phythotherapie und Homöopathie nicht ersetzten, es zeigt aber eine interessante Variante zu den etablierten Verfahren auf. So sind diese Urtinkturen auch mit den herkömmlichen nicht vergleichbar, da letztere sich nur im phytotherapeutischen Bereich bewegen. Dies zeigt auch schon die Dosierung: beispielsweise ist eine gebräuchliche Passiflora mit 10 bis 25 Tropfen pro Gabe oder höher angegeben, eine wie vorher beschriebene mit 2 bis 5. So greife ich bei der Verordnung einer Löwenzahn-Stengel-Kur, die frisch sowieso nur im Frühjahr durchführbar ist, immer mehr auf eine Taraxacum zurück, welche mit Hilfe der Alcea-Mühlen hergestellt worden ist.

Peter Germann

Literatur

Johann Wolfgang von Goethe
Metamorphose der Pflanze

Dr. Willem Daems
Mensch und Pflanze (in Heilpflanzen und ihre Kräfte)

Dr. Hermann Karstens
Duft-Farb-Ton-Therapie bei psychosomatischen Erkrankungen

Dr. Roger Kalbermatten
Die Wandlung der Heilpflanze zur ganzheitlichen Arznei
Vortrag im Schloß Türnich, Kerpen, 29.03.1995

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